Kriterien für die Wohnortwahl bei Arbeitsmarkteintritt

Die Bodenseeregion verfügt über mehr als 30 Hochschulen mit über 100’000 Studierenden. Jährlich beenden rund 16’000 junge Menschen ihr Studium und treten ins Arbeitsleben ein. Diese hochqualifizierten AbsolventInnen in der Region zu halten und einen sog. Brain Drain zu verhindern, ist nicht nur für die demografische, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Bodenseeregion zentral. Vor dem Hintergrund des zukünftig zu erwartenden Fachkräftemangels gewinnt dieses Thema nochmals an Bedeutung. Wie kann es gelingen, junge Menschen in der Bodenseeregion zu halten? Wann ist die Bodenseeregion als Wohn- und Arbeitsort attraktiv? Welche Faktoren beeinflussen die Wahl des Wohnortes nach Studienende?

Die Universität Konstanz hat im Rahmen von DenkRaumBodensee im Jahr 2018 eine Umfrage bei Studierenden durchgeführt. Im Zentrum stand die Frage, was Studierenden bei der Wahl ihres Wohnortes nach Studienende wichtig ist. Die Ergebnisse liegen nun vor: Wie bereits frühere Studien gezeigt haben, spielen auch in der Bodenseeregion Arbeitsmarktüberlegungen eine Rolle für die Wohnortwahl nach dem Studium. Es gibt jedoch erste Anhaltspunkte dafür, dass Arbeitsmarktüberlegungen weder das einzige noch das wichtigste Motiv darstellen. Betrachtet man Motive zur Wohnortwahl im direkten Vergleich, so werden soziale Beziehungen, insbesondere Partner und Freunde, höher gewichtet. Beide sind integraler Teil der Bezugsgruppe („peer group“) von jungen Menschen und bieten einen wichtigen Referenzpunkt in der Lebenswelt. Die hohe Gewichtung des sozialen Umfelds und das Argument „Kompromiss mit PartnerIn“ lassen die auch derzeit noch häufig anzutreffenden Massnahmen zur Gewinnung von Fachkräften in anderem Licht erscheinen. Um junge AkademikerInnen in der Bodenseeregion zu halten, sind weniger die schöne Landschaft mit ihren zahlreichen Freizeitmöglichkeiten ein Argument, als vielmehr die Chance, dass beide Lebenspartner einen attraktiven Arbeitsplatz in der Region finden. Dual Career Angebote sowohl von Seiten der Hochschulen als auch der Unternehmen können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auch das IBH-Projekt „Karrierefähigkeit: Erfolgsfaktoren des Übergangs von Hochschule zu Beruf“ untersuchte die Phase des Arbeitsmarkteintritts und fragte Studierende, ob das Absolvieren eines Studiums in seiner jeweils angebotenen Form die sog. Karrierefähigkeit positiv beeinflusst. Auch hier zeigt sich im Ergebnis die Heimatnähe als ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Wunsch-Arbeitgebers.