Newsletter Thurgau Wissenschaft vom 29. September 2022
Verleihung des Forschungspreises Walter Enggist an Urs Markus Nater Im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihungsfeier wurde der aus dem Thurgau stammende Urs Markus Nater mit dem Forschungspreis Walter Enggist 2022 ausgezeichnet. Der mit 15'000 Franken dotierte Forschungspreis wurde für Naters Arbeit "The effects of music listening on somatic symptoms and stress markers in the everyday life of women with somatic complaints and depression" vergeben, die letztes Jahr im Fachmagazin Scientific Reports publiziert worden ist. Sie geht der Frage nach, inwiefern Musikhören im Alltag körperliche Beschwerden von erschöpften und depressiven Patientinnen lindern kann. Nater konnte mit einem neuen Forschungsansatz nachweisen, dass Musikhören eine indirekte Wirkung auf den Körper hat. Impressionen der Preisverleihung gibt es hier.
Digitaler Zettelkatalog Die Suche nach Literatur, Daten oder Informationen erfolgt heute fast ausschliesslich online. Die Nachfrage nach digitalen Medien nimmt kontinuierlich zu. Auch die Abteilung "Historische Bestände und Sammlungen" der Kantonsbibliothek Thurgau ist bestrebt, dem "verstaubten" Spezialbestand digitales Leben einzuhauchen. Sowohl Benutzenden als auch Forschenden soll damit ein möglichst breiter Zugang zum Bibliotheksbestand ermöglicht werden. Online recherchiert werden kann nicht nur mit Hilfe verschiedener Datenbanken, in denen die Bestände der Kantonsbibliothek Thurgau verzeichnet sind, sondern auch im neu digitalisierten alphabetischen Katalog, dem sogenannten Zettelkatalog. Weitere Informationen finden sich hier.
Neues Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule Thurgau Die Bildungsdirektion Zürich lancierte kürzlich eine Längsschnittstudie zur Kompetenzentwicklung über die obligatorische Schulzeit. Prof. Dr. Sonja Perren, Brückenprofessorin Entwicklung und Bildung in der Frühen Kindheit an der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) und der Universität Konstanz, ist Teil des Konsortiums Kernerhebung der Studie. In der Gesamtstudie sollen neben der Untersuchung der Lernverläufe von schulischen Kompetenzen auch die sozial-emotionalen Kompetenzen längsschnittlich erfasst werden. Im Teilprojekt Perren wird der Bereich sozial-emotionale Kompetenzen konzeptionalisiert und methodisch begleitet. Mehr zum Forschungsprojekt "Zürcher Lernverlaufserhebung" und dem PHTG-Beitrag gibt es hier.
Fotografische Doppelgänger in den Nachlässen von Olga und Hermann Rorschach Mit dem Ausstellungs- und Buchprojekt «Hinter Mauern – Fotografie aus psychiatrischen Einrichtungen von 1880 bis 1935» macht das Kunstmuseum Thurgau Fotografien aus einem marginalisierten Geschichtskapitel der Öffentlichkeit erstmals zugänglich: Es zeigt Motive aus Medizingeschichte und Alltag in psychiatrischen Einrichtungen der Schweiz um 1900. Eine Welle der Professionalisierung und Modernisierung ging durch die Einrichtungen. Neue technische Möglichkeiten brachten viel Bildmaterial, das heute jedoch vom Vergessen bedroht ist. Durch die Recherchen konnte Licht ins Dunkel gebracht werden. In Fachpublikationen und Werbebroschüren der psychiatrischen Einrichtungen wurden Reproduktionen von Motiven aus den Archiven gefunden. Mehr dazu unter diesem Link. Diese neue Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau wird am 2. Oktober 2022 mit einer Vernissage eröffnet. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erwünscht.
Nüsse sammeln für die Wissenschaft Wenn Nagetiere Haselnüsse anknabbern, hinterlassen ihre Zähne typische Spuren. Kleinsäuger wie Eichhörnchen, Siebenschläfer oder Haselmaus sind eine meist heimlich lebende und wenig erforschte Säugetiergruppe, die eine erstaunliche Vielfalt aufweist. Um der Haselmaus auf die Spur zu kommen, sammeln das Naturmuseum Thurgau und die anderen Partner des Projektes Wilde Nachbarn Thurgau in einem Citizen Science Projekt benagte Haselnüsse und bitten dabei die Bevölkerung um Mithilfe. Dazu sollen benagte Haselnüsse bis Ende Oktober 2022 im Naturmuseum Thurgau oder an einer der anderen drei Abgabestellen im Kanton abgegeben werden. Weitere Informationen und eine Bestimmungshilfe für die Nagespuren sind hier zu finden.
Aus landwirtschaftlichem Maschinenkostenbericht wird Kostenkatalog Agroscope Tänikon gibt jährlich Anfang September den so genannten Maschinenkostenbericht heraus. Er enthält Richtwerte für die kostendeckende Nutzung von rund 600 Landmaschinen und ist eine wichtige Grundlage für die Kostenberechnung und die Maschinenmiete in der Schweizer Landwirtschaft. Neu integriert wurden die Baukostenerhebungen von Gebäuden für verschiedene Nutztierkategorien und Kostenansätze für hoftechnische Einrichtungen. Zudem sind die Lohnansätze für inner- und ausserlandwirtschaftliche Arbeiten transparenter dargestellt. Der "Maschinenkostenbericht" heisst deshalb neu "Kostenkatalog". Mehr dazu unter diesem Link.
Immaterielles Erbe der Vierländerregion Bodensee Gepflegtes Brauchtum der Region ist im europäischen Bewusstsein tief verwurzelt und wird zunehmend öffentlich sichtbar als politisch-gesellschaftliches Gestaltungsfeld verstanden. Tradiertes Wissen und Praktiken tragen im Umgang mit Mitmenschen und der Umwelt zur Erhaltung und Nutzung lokaler Ressourcen bei und prägen die Umgangsformen, gemeinschaftliche Aktivitäten sowie die besondere Ausstrahlung der Region. Gleichzeitig verändern Mobilitätsdynamiken das immaterielle Erbe. Brauchtumspflege ist ein dynamischer, offener Prozess. Wie Brauchtum auf die Gesellschaft wirkt, wie es Gemeinschaft grenzübergreifend schafft und mit gesellschaftlichem Wandel umgeht, waren Themen eines Projekts der Internationalen Bodensee-Hochschule. Weitere Informationen finden sich hier.
Digitalität verändert Schule nachhaltig Der 19. Hochschultag der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) setzt neue Impulse. Zum Thema «Kultur der Digitalität = Kultur der Teilhabe?» diskutierte Rektorin Prof. Dr. Sabina Larcher mit Fachpersonen aus Lehre, Forschung und Studium. Im Thurgau ist der Einfuss der Digitalisierung massgeblich spürbar etwa im Pilotprojekt MakerSpace an der PHTG, an Schulen im Thurgau, an der Umstellung zur digitalen Verwaltung sowie beim Digital & Innovation Campus Thurgau. Einen Überblick über aktuelle Forschungen zur Digitalisierung, gerade auch im Hinblick auf die Digitalität an Schulen, gab Keynote-Sprecherin Prof. Dr. Monika Waldis, Direktorin des Zentrums für Demokratie Aarau und Abteilungsleiterin Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der Pädagogischen Hochschule Fachhochschule Nordwestschweiz. Mehr dazu unter diesem Link.
Ankunft von Wolfsskelett in der Sammlung des Naturmuseums Das vollständig montierte Skelett des Wolfs M109 wurde ans Naturmuseum Thurgau geliefert. Das Skelett ist der erste physische Beleg eines "Thurgauer" Wolfs in der Museumssammlung seit dem Verschwinden des Wolfs aus dieser Region vor über 200 Jahren. Ab Mitte Dezember 2019 hatte sich ein Wolf im Grenzgebiet der Kantone Thurgau und St. Gallen bemerkbar gemacht und mehrere Schafe gerissen. Bilder von Fotofallen zeigten, dass das Tier krank war. Anfang 2020 wurde der Wolf durch die Wildhut in der Region Bischofszell erlegt. Untersuchungen zeigten, dass M109 an Räude erkrankt war. Auch seine gut dokumentierte Lebensgeschichte machen das Skelett zu einem wichtigen Sammlungsobjekt. Mehr zur Naturmuseums-Sammlung gibt es hier.
Immer mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor Die detaillierten Beschäftigungszahlen für das Jahr 2020 liegen vor. Ende 2020 arbeiteten über 140'700 Personen in 21'100 Arbeitsstätten im Thurgau. Das entspricht 108'100 Vollzeitäquivalenten. Die Statistik zeigt: Der Trend zur Dienstleistungswirtschaft setzt sich fort. Im Coronajahr 2020 nahm die Zahl der Beschäftigten nur geringfügig zu, am meisten neue Arbeitsplätze entstanden in "Erziehung und Unterricht" und im Gesundheitswesen. In welchen Branchen oder Gemeinden der Beschäftigungszuwachs in den letzten Jahren besonders gross war und viele weitere Fakten zur Wirtschaftsstruktur im Thurgau sind auf dieser Seite der Dienststelle für Statistik zu finden.
Glas ist unverwüstlich Glas ist ein Material, das sich für Recycling besonders gut eignet. Das schlägt sich in aktuellen Zahlen nieder: Europaweit werden 78 Prozent, in der Schweiz sogar 94 Prozent der Glasflaschen rezykliert. Am Abendvortrag des Historischen Museums Thurgau vom Donnerstag, 6. Oktober 2022 wirft der Zürcher Kunsthistoriker Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier ein Schlaglicht auf diesen Tausendsassa unter den Werkstoffen und zeigt, dass Glas-Recycling keine Erfindung der Moderne ist. Weitere Informationen und die Anmeldung sind hier zu finden.
45. Agrarökonomie-Tagung Agroscope Die diesjährige Jahrestagung in Tänikon am Dienstag, 4. Oktober 2022 mit dem Titel "Produktionssysteme auf dem Prüfstand" widmet sich der Bewertung von Produktionssystemen in der Tierhaltung und dem Pflanzenbau sowie sozialen Aspekten der Landwirtschaft. Den Teilnehmenden wird ein wirtschaftlicher Überblick über das vergangene und das laufende Jahr vermittelt, in dem die Ergebnisse der Zentralen Auswertung von Agroscope und der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundesamts für Statistik präsentiert werden. Die Anmeldung und weitere Informationen sind hier aufgeschaltet.
Edit-a-thon «Thurgauer Frauen für Wikipedia» Auf Wikipedia schreiben grösstenteils Männer über Männer - Frauenbiografien sind auf Wikipedia untervertreten. Es fehlen Einträge zu Thurgauer Persönlichkeiten wie Anna Walder, Initiantin der weiblichen Berufsberatung, oder Brigit Hänzi, die erste Thurgauer Grossratspräsidentin. Deshalb veranstalten die Kantonsbibliothek Thurgau und das Historische Museum Thurgau am Sonntag, 6. November 2022, in Frauenfeld eine Wikipedia-Schreibwerkstatt, mit dem Ziel, ausgewählte Thurgauerinnen sichtbar zu machen. Das Schreibkollektiv «Who writes his_tory?» gibt dabei Einblick hinter die Kulissen von Wikipedia und erklärt, wie Einträge erstellt werden. Weitere Informationen und die Anmeldung gibt es hier.
Wetterprognosen am TV - Show oder Wissenschaft? Meteorologische Prognostik basiert grundsätzlich auf streng naturwissenschaftlichen Methoden und stützt sich auf die modernste Technologie. Trotzdem gelten Wettervorhersagen nicht als exakte Wissenschaft. Eine spezielle Herausforderung bietet die Vermittlung der prognostischen Erkenntnisse namentlich via Massenmedien. Die Informationen sind oftmals sehr komplex - Kompromisse zwischen detaillierter Exaktheit, möglichst guter Verständlichkeit und attraktiver Aufbereitung sind unabdingbar. Ob Wissenschaft oder Show wichtiger ist, darüber referiert der Meterologe Thomas Bucheli auf Einladung der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft, am Dienstag, 8. November 2022 in Weinfelden. Weitere Informationen sind demnächst hier zu finden.
Moleküle des Lebens – DNA, RNA und Proteine "mRNA" (für "messenger RNA", auf Deutsch "Boten-Ribonukleinsäure") ist im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung Teil des täglichen Lebens in den öffentlichen Medien und im "small talk" geworden. Am Vortrag der Thurgauischen Naturforschenden Gesellschaft wird die Beziehungen der mRNA zu zwei weiteren Klassen von "biologischen Makromolekülen" in unserem Körper, DNA und Proteinen, besprochen. Das Zusammenspiel dieser drei Klassen biologischer Makromoleküle entscheidet in Zeiten von Gesundheit oder Krankheit über unser Befinden. Sprechen wird Prof. Dr. Kurt Wüthrich, ETH Zürich und The Scripps Research Institute California, am Dienstag, 15. November 2022, in Frauenfeld. Weitere Informationen sind demnächst hier zu finden.
Kooperationsveranstaltung Kanton Thurgau – Universität Konstanz Seit 1997 laden der Regierungsrat und das Rektorat der Universität Konstanz jeweils im November zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein, um der grenzüberschreitenden Verbundenheit zwischen dem Kanton Thurgau und der nächstgelegenen Universität Ausdruck zu verleihen. Die diesjährige Kooperationsveranstaltung findet am Mittwoch, 23. November 2022, statt zum Thema "Faszination Ernährungsverhalten: Einblicke in die 200 Entscheidungen, die wir täglich treffen". Referieren werden Prof. Dr. Christine Brombach, Dozentin für Ernährung und Consumer Sciences an der ZHAW, und Prof. Dr. Britta Renner, Professorin für Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie, Universität Konstanz. Die Einladung findet sich hier. |