Newsletter Thurgau Wissenschaft vom 24. März 2022
Endspurt für Einreichungen zum Forschungspreis Walter Enggist Der mit 15'000 Franken dotierte Forschungspreis Walter Enggist wurde durch das Netzwerk Thurgau Wissenschaft dieses Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben. Bewerbungen für den Forschungspreis Walter Enggist 2022 können noch bis 31. März 2022 eingereicht werden. Der Forschungspreis verleiht dem wissenschaftlichen Arbeiten im Kanton Thurgau Sichtbarkeit und Anerkennung. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Beurteilungskommission. Diese kann ausserdem eine eingereichte Arbeit für den mit 3000 Franken dotierten Nachwuchsforschungspreis der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung vorschlagen. Angaben zu den Einreichungsmodalitäten und Informationen über die bisherigen Verleihungen sind hier zu finden. Wir freuen uns auf Ihre Forschungsarbeit!
60 Millionen Euro für grenzüberschreitende Projekte Die Schweiz und die EU investieren rund 60 Millionen Euro für grenzüberschreitende Projekte. Der Kanton Thurgau gab zusammen mit den acht weiteren beteiligten Kantonen, den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg und dem Fürstentum Liechtenstein den Startschuss für das neue Förderprogramm Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein. Grenzüberschreitende Projekte können in den Bereichen Innovation, Digitalisierung, Umwelt, Gesundheit, Bildung, Kultur, Tourismus und Mobilität eingereicht werden. Ziel des neuen Förderprogramms ist die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Mehr dazu unter diesem Link.
Impfpflicht: Was Widerstand und Akzeptanz bewegt Das Thema Impfpflicht wird kontrovers diskutiert. Eine repräsentative Studie von Dr. Katrin Schmelz vom Thurgauer Wirtschaftsinstitut an der Universität Konstanz und eines Forschenden des Santa Fe Institute zeigt, dass die Einführung einer Impfpflicht Widerstände verhärten, aber dennoch notwendig sein könnte. Vertrauen in den Staat und in den Impfstoff sei zentral für die Impfbereitschaft und die Akzeptanz einer Impfpflicht. Die Forschenden haben die Haltung zur Impfung der gleichen rund 2000 Deutschen zwischen April 2020 und Mai 2021 untersucht. Die repräsentative Studie zeigt: Impfskepsis ist nicht unveränderlich. Die Studie wurde im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) veröffentlicht. Mehr dazu unter diesem Link.
Mit präziser Technik zu mehr Effizienz auf dem Acker Die Swiss Future Farm (SFF) in Tänikon ist bekannt für Smart-Farming-Technologien in der Landwirtschaft. 2021 standen Feldversuche zur Maisaussaat mit dem autonomen Roboter Fendt Xaver sowie zur präzisen Zuckerrübenaussaat und zur mechanischen Unkrautbekämpfung im Zentrum der Forschungsarbeiten. In einer umfassenden Deckungsbeitragsrechnung konnte die SFF etwa zeigen, dass das Striegelverfahren trotz der sehr nassen Bedingungen auch 2021 wirtschaftlich konkurrenzfähig zum Herbizidverfahren war. Im Beratungsprojekt «Smart-N» innerhalb der neu ins Leben gerufenen Versuchsstation Smarte Technologien werden die Erkenntnisse aus den dreijährigen Versuchen zur teilflächenspezifischen Düngung mit Sensortechnologie von Agroscope und der ETH Zürich auf der SFF genutzt, um Massnahmen in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben umzusetzen und weiterzuentwickeln. Der ganze Jahresbericht 2021 der SFF ist hier zu finden.
Amtsübergabe an der Pädagogischen Hochschule Thurgau Mit einem Festakt verabschiedeten zahlreiche Gäste sowie Angehörige der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) die langjährige Rektorin Prof. Dr. Priska Sieber und begrüssten ihre Nachfolgerin Prof. Dr. Sabina Larcher. In Ihrer Antrittsrede freute sich Sabina Larcher auf den gemeinsamen Weg an der PHTG und verwies auf unmittelbare Themen rund um Corona, die die Hochschule in ihrer Entwicklung längerfristig beschäftigen werden. Die Pandemie habe die Wichtigkeit der Arbeit der Lehrpersonen und der Schule als Ort der Begegnung und des Austauschs gezeigt. Die Attraktivität und die Weiterentwicklung des Lehrberufs gelte es gemeinsam zu diskutieren. Mehr zur Amtsübergabe unter diesem Link.
100 Jahre Archäologie im Thurgau Im 16. Jahrhundert entstand der staatliche Anspruch auf "Altertümer" und "Naturkörper", der im Schweizerischen Zivilgesetzbuch 1912 Eingang gefunden hat. Der Regierungsrat des Kanton Thurgau erliess dazu 1922 eine wegweisende Verordnung. Diese bildete sowohl für das Naturmuseum wie für die ur- und frühgeschichtliche Sammlung und die damit verbundene Archäologie bis in die 1990er-Jahre die bestimmende gesetzliche Grundlage. Das Amt für Archäologie weist auf die Bedeutung eines unspektakulären, aber bis heute nachwirkenden Erlasses hin. Zum Jubiläumsjahr ist die Schweizerische Gesellschaft für Archäologie am 17. Juni 2022 zur Jahresversammlung nach Frauenfeld geladen. Dazu erscheint ein Heft der Zeitschrift as. – archäologie schweiz als Thurgauer Sonderheft unter dem Titel "Kulturland". Ebenfalls findet in Frauenfeld eine Tagung zur Forschungsgeschichte der Archäologie in der Schweiz statt. Mehr dazu unter diesem Link.
Das Vermächtnis ausgestorbener Arten im Erbgut ihrer Verwandten Fast hundert Jahre alte Gewebeproben aller Felchenarten im Bodensee ermöglichten Forschenden des Wasserforschungsinstituts der ETH, das Erbgut einer ausgestorbenen Felchenart mit dem der heute lebenden Arten zu vergleichen. Dabei zeigte sich, dass Erbgut-Fragmente der ausgestorbenen Art in den heutigen Arten fortbestehen. Das könnte es den heutigen Felchen erleichtern, den einst verlorenen Lebensraum im Tiefenwasser wieder zu besiedeln. Die Ergebnisse der Studie, die zu einem grossen Teil im Rahmen des interdisziplinäre Forschungsprojekts «SeeWandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen» durchgeführt wurde, sind soeben in der Zeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen. Mehr dazu unter diesem Link.
Deutlicher Anstieg des Bildungsniveaus in den letzten zwei Jahrzehnten Das Bildungsniveau der Thurgauer Wohnbevölkerung ist in den letzten 20 Jahren deutlich gestiegen. 2020 verfügten knapp 40 % der Thurgauerinnen und Thurgauer zwischen 25 und 64 Jahren über einen Abschluss auf Tertiärstufe (Hoch- und Fachhochschulen oder höhere Fach- und Berufsbildung). Damit hat sich der Anteil von Personen mit Tertiärabschluss gegenüber dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Die Unterschiede beim Bildungsniveau von Frauen und Männern haben sich über die letzten Jahre verkleinert. Weitere Zahlen und Auswertungen zum Bildungsstand der Thurgauer Bevölkerung finden sich auf dieser Seite der Dienststelle für Statistik.
Digitale Technologien und E-Government-Dienst in der Landwirtschaft In der Landwirtschaft spielt die Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle. Die landwirtschaftliche Ausbildung kann, insbesondere durch ihre Praxisnähe, beträchtlich dazu beitragen, dass künftige Betriebsleitende früh den Umgang mit diesen digitalen Technologien lernen können. Ziel einer Studie von Agroscope Tänikon, die in Agroscope Science erschienen ist, war es herauszufinden, welchen Stellenwert digitale Technologien derzeit in der landwirtschaftlichen Ausbildung haben und wo Ausbaubedarf besteht. In einer Studie, die im Journal of Rural Studies erschienen ist, haben Forschende von Agroscope Tänikon untersucht, welche Faktoren das Ausmass beeinflussen, in dem Landwirte die Nutzung von E-Government-Diensten als belastend empfinden. Zudem wurde ein Konzept entwickelt, um diese Faktoren für den Agrarsektor zu kategorisieren. Mehr dazu unter diesem Link.
Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau mit Publikationen präsent Wesentlich, um zukunftsorientiert zu bleiben und innovative Lösungen zu entwickeln, sind für das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau in Tägerwilen (WITg) nebst wissenschaftliche Arbeiten und Veröffentlichungen grenzüberschreitende Aktivitäten und die breite Erfahrung im Bereich der Wissensvermittlung. Ermöglicht werden diese durch eine enge Kooperation mit der Hochschule Konstanz - Technik, Wirtschaft und Gestaltung sowie der Zusammenarbeit mit internationalen Forschungspartnern. Auch im Jahr 2021 war das WITg an Buchpublikationen, Konferenzen mit Vorträgen und in renommierten Fachzeitschriften mit Beiträgen präsent. Insgesamt konnten 11 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht werden. Das Themenfeld reichte von der Knochenverlängerung, rostfreien Stählen in der Aquakultur bis zur Fahrzeugsicherheit mit Formgedächtnislegierungen. Die WITg-Publikationsliste ist hier zu finden.
Taucharchäologische Untersuchungen bei Ermatingen In der grossen Bucht im Westen von Ermatingen befinden sich Überreste von mehreren Pfahlbausiedlungen. Diese werden noch bis Ende März 2022 von der Tauchequipe des Amts für Archäologie Thurgau untersucht. Dabei wird die Ausdehnung der Fundstellen von nationaler Bedeutung abgeklärt. Einige der Siedlungsstandorte wurden bisher nur sehr punktuell untersucht. Zuletzt wurde im Jahr 2013 der Seegrund auf einer Fläche von zehn Quadratmetern vom Schlick befreit. Dabei wurden Schichtreste und Pfähle dokumentiert. Die dendroarchäologischen Untersuchungen datierten letztere ins Jahr 3070 v.Chr. Die Hölzer stammen also von einer Besiedlung während der sogenannten Horgener Kultur. Von der Siedlung ist bislang nur ein kleiner Ausschnitt der erhaltenen archäologischen Reste bekannt. Weitere Informationen sind hier zu finden.
Über 285'000 Einwohnerinnen und Einwohner im Thurgau Auch im Jahr 2021 nahm die Einwohnerzahl im Kanton Thurgau deutlich zu. Mit 1,1 % war der Zuwachs allerdings leicht schwächer als in den beiden Vorjahren. Vor allem die ausländische Bevölkerung wuchs langsamer. Die Zahl der Seniorinnen und Senioren steigt weiter. Der Bezirk Kreuzlingen hat sowohl prozentual als auch in Anzahl Personen am meisten neue Einwohnerinnen und Einwohner gewonnen. Unter den sechs Thurgauer Städten nahm die Bevölkerung 2021 in Arbon und Romanshorn am kräftigsten zu. Seit Jahren nimmt die Einwohnerzahl im Thurgau kräftiger zu als in der Gesamtschweiz. Weitere Daten und Auswertungen zum Bevölkerungsstand und der Struktur finden sich auf der entsprechenden Seite der Dienststelle für Statistik.
Mehr Demokratie im Klassenzimmer Ausgerechnet bei den Themen, die sie am meisten interessieren, dürfen Schülerinnen und Schüler nicht mitbestimmen - so das Ergebnis einer Studie der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH). Forschende der PH Vorarlberg, der PH St. Gallen und der Zeppelin Universität Friedrichshafen haben über 3000 Schülerinnen und Schüler in der Ostschweiz, Baden-Württemberg und Vorarlberg nach ihren Mitbestimmungsmöglichkeiten und -wünschen gefragt, sich in der Bodenseeregion auf der Suche nach guten Beispielen gemacht und Interviews mit Lehrkräften geführt. Nun liegt der Kompass Partizipation vor. Zwar bekennen sich die Bildungsbehörden zum Ideal einer „gelebten Demokratie“, es gibt institutionalisierte Gremien der Mitbestimmung und „Politische Bildung“ ist in den Lehrplänen verankert. Doch die Kernzone des schulischen Alltags bleibt ein demokratiefreier Raum. Mehr zur Studie unter diesem Link.
Bitter, süss, sauer, scharf im archäobotanischen Museumsgarten des Naturmuseums Seit jeher nutzt der Mensch Pflanzen oder einzelne Teile davon als Nahrungs- und Genussmittel sowie als Heilmittel. Sie bringen vielfältigen Geschmack in unseren Mund. Der Pflanze selbst dienen die Stoffe, die für den Geschmack verantwortlich sind, zum Überleben. Im archäobotanischen Museumsgarten des Naturmuseums Thurgau kann eine Auswahl ganz verschieden schmeckender Pflanzen entdeckt werden. Auf 300 Quadratmetern Fläche bietet er Natur zum Anfassen und gibt Einblick in die Vielfalt unserer Kulturpflanzen. Der Museumsgarten ist aber auch ein wertvoller Insektenlebensraum mitten in der Kantonshauptstadt. Jedes Gartenjahr ist einem Spezialthema gewidmet, dieses Jahr "Bitter, süss, sauer, scharf". Mehr dazu unter diesem Link.
Nabelschau im Naturmuseum Thurgau Das Naturmuseum Thurgau stellt sich für einmal selber aus: Im Jahr 1972 wurde das «Naturmuseum des Kantons Thurgau» nach langem Dornröschenschlaf wiedereröffnet. Wie haben die damaligen Museumsverantwortlichen ihre Anliegen, dem Publikum das Thema Natur und den Umweltschutzgedanken näherzubringen, umgesetzt? Wie sieht das Selbstverständnis des Naturmuseums 50 Jahre später aus? Welches sind die Ansprüche unseres Publikums an ihr Naturmuseum für die Zukunft? Einen Blick auf das Naturmuseum: damals, heute und in Zukunft bietet dessen Kabinettausstellung ab 16. April 2022 bis 15. Januar 2023. Mehr zum Naturmuseum Thurgau unter diesem Link.
Religion in der Schule – eine Tagung zum staatlichen und kirchlichen Bildungsauftrag Die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG) lädt zusammen mit den beiden Landeskirchen Thurgau zur historisch, rechtlich und fachdidaktisch fundierten Auseinandersetzung mit Religion in der Schule ein. Dr. Carla Aubry berichtet von der Etablierung der konfessionell neutralen Volksschule im Thurgau des 19. Jahrhunderts, Dr. Lorenz Engi führt in den rechtlichen Rahmen religiöser Neutralität ein. Daneben finden diverse Workshops, geleitet von Fachpersonen aus Schule und Kirchen und von Mitgliedern der Arbeitsgruppe «Ethik, Religionen, und Kultur» der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen- und Lehrerbildung, statt. Eingeladen sind Interessierte und Verantwortliche aus Schulen und Kirchen. Weitere Informationen und die Anmeldung bis 30. April 2022 sind hier zu finden. |