Newsletter Thurgau Wissenschaft vom 25. März 2021
Neuer Ansatzpunkt gegen die Parkinson-Erkrankung Die Parkinson-Erkrankung ist die zweithäufigste altersbedingte, neurodegenerative Krankheit. Trotz der hohen Verbreitung gibt es gegenwärtig noch keine Therapie, welche die Parkinson-Erkrankung in ihren Ursachen bekämpft und dauerhaft stoppt. Aktuelle Forschungsergebnisse lassen jedoch hoffen: Eine Forschungsgruppe um Prof. Dr. Marcus Groettrup, Professor für Immunologie an der Universität Konstanz und Vorsitzender der Institutsleitung des Biotechnologie-Instituts Thurgau, schildert einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung künftiger Parkinson-Therapien. Die Biologinnen und Biologen wiesen nach, dass das Protein FAT10 im Gehirn die molekularen Abwehrmechanismen gegen die Parkinson-Erkrankung hemmt. An der Forschungsarbeit war das Biotechnologie-Institut Thurgau massgeblich beteiligt. Die Ergebnisse wurden im renommierten Wissenschaftsjournal Cell Reports veröffentlicht. Weitere Informationen unter diesem Link.
Neue Erkenntnisse über Neolithische Spinnwirtel in Arbon Die Verarbeitung von biegsamen Fasern zu Fäden, Geflechten und die Herstellung von Geweben begleiten die Menschen seit Langem. Erste Geflechte sind bereits aus der Altsteinzeit bekannt. Mit der Sesshaftigkeit und der sogenannten Neolithischen Revolution, die bei uns vom 5. Jahrtausend vor Christus wirksam wird, liegen die Textiltechniken voll entwickelt vor. Im Unterschied zu anderen Kulturtechniken ist die Produktion der Rohstoffe (pflanzliche und tierische Fasern) immer noch die gleiche und ihre handwerkliche Verarbeitung beruht auf den damals erfundenen Techniken des Spinnens und Webens. Ein von PD Dr. habil. Urs Leuzinger, Leiter Museum für Archäologie Kanton Thurgau, mitverfasster Artikel zu neolithischen Spinnwirtel in Arbon, Bad Buchau und Osteuropa ist im renommierten Journal Antiquity in Cambridge erschienen. Der Artikel kann hier kostenpflichtig heruntergeladen werden und ist in der Bibliothek des Archäologischen Amts des Kantons Thurgau einsehbar.
Endspurt für Einreichungen für den Forschungspreis Walter Enggist läuft Der mit 15'000 Franken dotierte Forschungspreis Walter Enggist, der durch das Netzwerk Thurgau Wissenschaft vergeben wird, verleiht der Wissenschaft im Kanton Thurgau Sichtbarkeit und Anerkennung. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Beurteilungskommission. Bewerbungen für den Forschungspreis Walter Enggist 2021 können noch bis 31. März 2021 eingereicht werden. Angaben zu den Einreichungsmodalitäten und Informationen über die bisherigen Verleihungen sind zu finden unter diesem Link.
85'000 Franken aus dem Lotteriefonds an den Historischen Verein Thurgau für das Forschungsprojekt mit Publikation «Frauen stimmen – Frauenstimmen» Der Regierungsrat hat dem Historischen Verein Thurgau für das Forschungsprojekt mit Publikation «Frauen stimmen – Frauenstimmen» anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Stimm- und Wahlrecht für Thurgauer Frauen einen Beitrag von 85'000 Franken aus dem Lotteriefonds gewährt. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, vertiefte Fragen zu den Entwicklungen im Kanton Thurgau zu stellen und sie anhand des reichlich vorhandenen Quellenmaterials aus dem Staatsarchiv Thurgau, des Frauenarchivs Thurgau sowie der Kantonsbibliothek Thurgau aufzuarbeiten und zu beantworten. In neun Aufsätzen und Interviews sowie einem Anhang mit Kurzporträts soll aufgezeigt werden, welche gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen vor und während der Zeit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 stattgefunden haben. Ausserdem sollen vornehmlich junge Wissenschaftlerinnen der Disziplinen Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Politologie gefördert werden. Die Forschungsbeiträge werden in der Reihe «Thurgauer Beiträge zur Geschichte» im Jahr 2023 oder 2024 publiziert.
Thurgauer Bevölkerungswachstum setzt sich fort Ende 2020 wohnten im Kanton Thurgau 282'080 Menschen. Wie schon im Vorjahr ist die Bevölkerung um 1,2 % gewachsen. In Personen ausgedrückt ist die Einwohnerschaft um rund 3‘350 gewachsen. Am kräftigsten war die Bevölkerungszunahme zum zweiten Mal in Folge im Bezirk Arbon. Die Corona-Pandemie hat die Zu- und Wegzüge nicht gedämpft. Nach wie vor zählt der Thurgau zu den Kantonen, die vergleichsweise stark an Bevölkerung gewinnen. Gesamtschweizerisch lag das Bevölkerungswachstum 2019 bei 0,7 %. Diese Auswertungen zum Bevölkerungsstand und viele Weitere zeigt der März-Newsletter der Dienststelle für Statistik Kanton Thurgau, zu finden unter diesem Link.
Potenzial und Grenzen der ökonomischen Leistungsfähigkeit von Schweizer Milchbetrieben Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Milchproduktion zu steigern, muss die Leistungsfähigkeit der Betriebe erhöht werden. Ein neuer Artikel von Swetlana Renner und Dr. Nadja El Benni von Agroscope Tänikon in Agrarforschung Schweiz zeigt, dass die Produzenten mehrheitlich effizient arbeiten, die Produktivitätsunterschiede aber gross sind. Diese sind zu einem grossen Teil auf die natürlichen Produktionsbedingungen zurückzuführen und nur bei einem kleinen Teil der Betriebe auf einen ineffizienten Einsatz der Produktionsmittel. Nur Betriebe, die ihre Produktion intensiviert haben, konnten eine Verbesserung ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit erreichen. Mehr dazu unter diesem Link.
Ein Einblick in die Thurgoviana am Beispiel der Familie Stutz Der Bestand der Kantonsbibliothek Thurgau wird seit ihrer Gründung im Jahr 1805 kontinuierlich und systematisch erweitert. Einen zentralen Stellenwert nehmen dabei die Regionalschriften, die sogenannten Thurgoviana, ein. Durch deren Erschliessung, Aufbewahrung und Digitalisierung wird der langfristige Zugang zu diesem Teil des kulturellen Erbes des Kantons für die interessierte Öffentlichkeit und die Forschung sichergestellt. Während für die zunehmende Anzahl digitaler Publikationen derzeit ein Repositorium zur Aufbewahrung aufgebaut wird, ist ein Konzept in Arbeit, welches die rückwirkende Digitalisierung physischer Regionalschriften systematisiert. Sämtliche Thurgoviana können im Katalog der Kantonsbibliothek recherchiert werden. Einen beispielhaften Einblick in diesen Bestand der Kantonsbibliothek gibt die Chronik der Bauernfamilie Stutz. Mehr dazu unter diesem Link.
Rektorin Priska Sieber tritt nach 10 Jahren zurück Im Hinblick auf ihre dann zehnjährige, verdienstvolle Tätigkeit als Rektorin der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) hat sich Prof. Dr. Priska Sieber entschlossen, per 1. Dezember 2021 zurückzutreten. Als Nachfolgerin des Gründungsrektors, Prof. Dr. Ernst Preisig, ist Priska Sieber seit 2012 Rektorin der PHTG. Mehr dazu unter diesem Link.
Neues Mitglied des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Thurgau ernannt Der Regierungsrat hat Prof. Dr. Katharina Holzinger per 1. Juni 2021 für den Rest der Amtsdauer 2020 bis 2024 als Mitglied des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ernannt. Holzinger ist neue Rektorin der Universität Konstanz. Im Hochschulrat der PHTG folgt sie auf Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, die bisherige Rektorin der Universität Konstanz. Mehr dazu unter diesem Link.
Genderarchäologie – Kampf gegen Klischees Über Jahrhunderte war die Archäologie eine reine Männerdomäne. Erst in den 1960er-Jahren gab es erste Professorinnen auf dem Gebiet. Nicht erstaunlich also, dass sich viele Rollenklischees lange hielten. Heute versuchen Archäologinnen und Archäologen, historische Gesellschaftsstrukturen aufgrund von Forschungserkenntnissen ohne Scheuklappen einzuschätzen. Als man begann, stereotype Rollenzuschreibungen auf Frauen und Männer zu hinterfragen, wurden sie auch in der Archäologie einer genaueren Überprüfung unterworfen, genauso in der Archäologie Thurgau. Mehr dazu unter diesem Link.
RumiWatch-System: Automatisiertes Fütterungs- und Gesundheitsmonitoring für Milchkühe überprüft Das RumiWatch-System ist ein von Agroscope Tänikon entwickeltes Smart-Farming-Tool, welches das Fress- und Wiederkauverhalten von Milchkühen erfasst. Von der Wissenschaft wurde es bereits mit einer hohen Genauigkeit validiert. Die Prüfung der Praxistauglichkeit durch eine unabhängige Institution war das Ziel eines dreijährigen Beratungsprojekts des Bundesamts für Landwirtschaft. Die Resultate zeigen, dass sowohl die Betriebsleitenden als auch Beratungs- und Lehrpersonen wünschen, die Anwendung des RumiWatch-Systems in der Praxis respektive in der Beratung umzusetzen und weiterzuführen. Die Auswertung ist bei Agrarforschung Schweiz zu finden unter diesem Link.
Taucharchäologische Untersuchungen in der Turgibucht Die Pfahlbausiedlungen bei Steckborn gehören zu den am längsten bekannten im Thurgau. Diese werden noch bis Ende März von der Tauchequipe des Amts für Archäologie untersucht. Dabei wird besonders der Erhaltungszustand der Fundstellen nationaler Bedeutung dokumentiert. Das hängt damit zusammen, dass sie im Flachwasser direkt angrenzend ans Ufer liegen. Bei einem extremen Niedrigwasserstand 1882 waren vor dem Seeschulhaus unzählige Pfähle aufgetaucht. Damals geborgene Gefässscherben, Steinbeile und Silexpfeilspitzen finden sich heute in den Sammlungen des Amts für Archäologie. Die Planung von Baumassnahmen beim Hafen waren Anlass für Untersuchungen 1978. Diese Arbeiten gehörten zu den ersten Taucharchäologischen Massnahmen im Thurgau. 2006 bis 2009 wurden durch über 500 Bohrungen die Ausdehnung und Erhaltung der Fundstellen im Flachwasser dokumentiert und seither regelmässig überprüft. Mehr dazu unter diesem Link.
50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz Zum fünfzigsten Jubiläumsjahr des Frauenstimm- und Wahlrechts richtet das Historisches Museum Thurgau die Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Frauenbiographien: Charakterköpfe wie Marie Elise Bachmann, die letzte private Besitzerin von Schloss Frauenfeld, die russische Schriftstellerin Alja Rachmanowa oder die Fairtrade-Pionierin Ursula Brunner hinterlassen dem Thurgau ein nachhaltiges Vermächtnis. Aber auch die zahlreichen namenlosen Frauen, die den Alltag zwischen traditionellem Pflichtbewusstsein und neuem Rollenverständnis gemeistert und für politische Mitbestimmung gekämpft haben, erhalten in diesem besonderen Frauenjahr eine Stimme. Das diesbezügliche Veranstaltungsangebot ist zu finden unter diesem Link. Der Frauen-Kunst-Club des Kunstmuseums Thurgau wurde in das am Weltfrauentag lancierte Programm «100 % Women» von Schweiz Tourismus aufgenommen. Mehr Informationen dazu und das Veranstaltungsprogramm Frühjahr 2021 sind hier zu finden.
Mittelalterliches Glanzstück für kurze Zeit ausgestellt Thurgauer Kunstwerke aus Frauenklöstern waren im 19. Jahrhundertheiss begehrte Sammlerstücke. Heute werden sie auf dem Kunstmarkt zu hohen Preisen gehandelt. Das Historische Museum Thurgau sicherte sich jüngst ein solches Meisterwerk erster Güte. Die Buchmalerei wird seit Mitte März im Schloss Frauenfeld für kurze Zeit erstmals Besucherinnen und Besuchern gezeigt: Eine Gruppe von Gestalten in langen Gewändern, mit wachem Blick und lieblichen Gesichtern – die exquisite Malerei auf Goldgrund entstand um 1320 in einer der berühmten Buchmalereiwerkstätten im Bodenseeraum, wahrscheinlich im Kloster St. Katharinental. Mehr dazu unter diesem Link.
Erweiterungsbau der Pädagogische Hochschule Thurgau fertiggestellt Lange litt die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG) unter akuter Platznot. Ein Erweiterungsbau schafft seit Dezember 2020 Abhilfe. Der fast vollständig aus Recyclingbeton bestehende Bau ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen. Interessierte können sich auf einem virtuellen Rundgang selbst ein Bild davon machen. Weitere Informationen unter diesem Link.
«Der Wolf – wieder unter uns» Vor 25 Jahren ist er zurückgekehrt, davor galt er in der Schweiz über 100 Jahre als ausgestorben: der Wolf. Seine Rückkehr bewegt die Öffentlichkeit. Die Ausstellung «Der Wolf – wieder unter uns» geht der Lebensweise des Wolfes auf den Grund und thematisiert Wissenschaftliches und Fantastisches, zeigt historische Fakten und aktuelle Herausforderungen. Die Produktion des Naturhistorischen Museum Freiburg wird ergänzt mit einem Teil zur Geschichte und Rückkehr des Wolfes im Thurgau. Lebensechte Präparate, vielfältige Exponate und eindrückliches Filmmaterial vermitteln die verschiedenen Facetten dieses Wildtiers. Mehr zur Ausstellung unter diesem Link.
«Thurgauer Köpfe» – Tot und wieder lebendig 2021 startet das Historische Museum Thurgau mit «Thurgauer Köpfe – Tot oder lebendig» noch einmal durch. Im Zentrum der Sonderausstellung steht die Frage: Wer wird wann und warum ein Thurgauer Kopf? Braucht es Geld, die richtigen Kontakte, Schönheit, mediale Aufmerksamkeit oder zählt der familiäre Hintergrund, um an die Spitze zu kommen? Die Sonderausstellung leitet multimedial und interaktiv durch die Zeitgeschichte der Häupter-Kürung im Thurgau und hinterfragt die zugrundeliegenden Mechanismen – von der Kantonsgründung 1803 bis in die Gegenwart. Auch für Nichtthurgauerinnen und Nichtthurgauer eine aufschlussreiche Horizonterweiterung. Begleitet wird die Sonderausstellung von einem breitgefächerten Veranstaltungsprogramm. Das Programm und weitere Informationen sind zu finden unter diesem Link.
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